
Im Gegensatz zu Vasella hat Economiesuisse keinen Fallschirm eingepackt (Illustration Andy Fischli). http://www.abzocker-stoppen.ch
Auch bei einem Budget von mehr als 8 Millionen schmerzt es, einen 300’000 Franken Video-Clip in den Sand zu setzen. Doch der Kollateralschaden von «Grounding 2026» für die gesamte Kampagne ist kaum zu beziffern.
FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter bringt es auf den Punkt, wenn sie kritisiert, dass «in den Medien ständig über Economiesuisse diskutiert wird und dabei der Inhalt der Vorlage in den Hintergrund tritt».
Nachdem die Abstimmungsunterlagen im Briefkasten liegen, darf von einem «Economiesuisse-Grounding» gesprochen werden. Der Film von «Star-Regisseur» Michael Steiner wird keine Auswirkung aufs Abstimmungsresultat haben – zumindest nicht im Sinne der Auftraggeber.
Die Medienberichte über den Clip-Flop sind Drehpunkt der bisher durchaus soliden NEIN-Kampagne geworden. Die Geschichte vom Angstmacher-Clip, der bei Ursula Fraefel & Co selbst Panik auslöste, ist um Längen besser als die längst tot gelaufene Debatte über die Vor und Nachteile der Abzocker-Initiative.
Für mich bleibt es eine Blackbox, weshalb Economiesuisse auf die Hochrisiko-Strategie mit Steiner eingeschwenkt ist. Einer der bekanntesten Leitsätze in der politischen Kommunikation heisst schliesslich: «Stay on message».
Mit «Grounding 2026» hat Economiesuisse rabiat die Kampagnen-Klaviatur gewechselt und die omnipräsente Lupe, die subtil Zweifel über den Inhalt der Initiative schürt, gegen einen Knüppel ausgetauscht.
Um die Minder-Initiative zu bodigen, macht es strategisch Sinn, die Angst-Karte («Wirtschaftskrise», «Arbeitsplatz-Verluste» usw.) zu spielen. Doch mit der «Wir sind auch gegen Abzocker»-Botschaft ist das nicht kompatibel. Economiesuisse hätte sich vor dem Kampagnenstart entscheiden müssen, auf welches Pferd sie setzen.