Campaigning, Social Media

Wie überlebt eine NPO einen «Shitstorm»?

Viele Stiftungen und NPO sind auf Social Media aktiv oder möchten die Präsenz auf den Kanälen aufbauen. Facebook und Twitter bieten viele Chancen. Gleichzeitig stellen die Plattformen neue Herausforderungen an die Kommunikation, besonders wenn ein «Shitstorm» losbricht. 

Social Media steht für viele Stiftungen ganz oben auf der Agenda. Facebook und Twitter helfen, eine breite Öffentlichkeit über laufende Projekte und die Stiftungsziele zu informieren. In der Schweiz bauen Stiftungen ihre Präsenz auf den neuen Kanälen laufend aus. Eine wachsenden Online-Gemeinschaft hat beispielsweise die Stiftung Theodora mit rund 22’000 Fans auf Facebook. Aktiv sind auch Swisstransplant (5579) oder die Christoph Merian Stiftung (3545).

Das Engagement auf den digitalen Kanälen wirft die Frage auf, welche Risiken und Nebenwirkungen mit Social Media verbunden sind. Kopfschmerzen bereitet ein neues Internet-Phänomen, das als «Shitstorm» Schlagzeilen machte. Ein Shitstorm ist eine Empörungswelle, die sich rasant über Twitter und Facebook verbreitet. Die öffentliche Entrüstung führt meist dazu, dass sachliche Kritik mit unsachlichen Beiträgen vermischt wird.

Kritik im Sekundentakt

Shitstorms sind höchst selten Produkte des Zufalls, sondern die Folge von negativen Medienberichten oder gezielten Kampagnen. Letztere verfolgen das Ziel, mit Öffentlichkeit Druck zu erzeugen. Eine vergleichbare Empörungsstrategie ist oft Hauptbestandteil von NGO-Kampagnen, um Konzerne oder Regierungen an den Pranger zu stellen, welche beispielsweise die Menschenrechte missachten oder die Umwelt zerstören.

Das Shitstorm auch NGOs mit voller Wucht treffen können, zeigte der Fall des WWF Deutschland. Auslöser war im Juni 2011 ein kritischer TV-Dokumentarfilm. Der Film «Pakt mit dem Panda – was uns der WWF verschweigt» warf dem WWF vor, Konzernen beim «green washing» zu helfen und die Verbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut zu befürworten. Bereits während der Ausstrahlung veröffentlichten Zuschauer kritische Kommentare auf Social Media. Nach Medienberichten hagelte es vor allem auf Facebook Kritik im Sekundentakt.

Wie soll eine Stiftung reagieren, wenn ein Shitstorm losbricht? Zunächst empfiehlt es sich, erstmals Ruhe zu bewahren. Nicht jedes laue Lüftchen ist ein Shitstorm. Kritische Rückmeldungen gehören zu Social Media wie der Wind zum Wetter.

Wetterbericht für Social Media

Als erster Orientierungspunkt in der Krise bietet sich die «Shitstorm-Skala» an, die ich zusammen mit Barbara Schwede entwickelt habe. Die Skala ist als Arbeitsinstrument für Kommunikationsverantwortliche gedacht und hilft die Dynamik von Empörungswellen besser einzuschätzen.

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Anlässlich einer Zewo-Tagung zur Krisenkommunikation habe ich Praxistipps vorgestellt, die sich in Shitstorms bewährt haben. Eine der wichtigsten Regeln bleibt, in der Krise den Dialog aufrecht zu erhalten. Wer schweigt und abwartet, hat auf Social Media wegen der hohen Umlaufgeschwindigkeit von Nachrichten bereits verloren.

In der Krisenkommunikation empfiehlt es sich, neben der Inhaltsebene, die Emotionen im Blick zu haben. Denn Wut und Enttäuschung sind die wichtigsten Brandbeschleuniger in einem Shitstorm.

Statt dem lärmenden Publikum nur zu versprechen, den Sachverhalt abzuklären, macht es Sinn, einfach «Sorry» zu sagen. Dies ist kein Schuldbekenntnis, drückt jedoch klar und deutlich das Bedauern darüber aus, dass sich die Leute aufregen. Das kleine Wort ist eine Wunderwaffe und beruhigt im heftigsten Sturm die Gemüter.

Mein Artikel aus: Die Stiftung, Special Kommunikation, Juni 2014

 

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Campaigning, Fundraising, Social Media

«Wer im Netz spendet, spendet mehr!»

Heute findet in Bern der SwissFundraisingDay  statt. Als leidenschaftlicher Campaigner bin auch dabei. In Zukunft wird es für NPO ein zentraler Erfolgsfaktor sein, die Bereiche Kampagnen und Fundraising stärker zu verzahnen. Nur so lässt sich mit Crowd-Campaigning den Schneeball-Effekt von Social Media nutzen, um hohe Reichweite zu erzielen, bestehende Kontakte zu binden und neue Fundraising-Zielgruppen anzusprechen. Mehr dazu gibt’s in meinem Blog «10 Erfolgsfaktoren für Crowd-Kampagnen».

swissfundraisingdayFür die nächste Ausgabe des Fundraiser-Magazins (erscheint am 9. Juli) habe ich einen Artikel geschrieben, in dem ich Stolpersteine für eine engere Zusammenarbeit der beiden Abteilungen beleuchte. Eine spürbare Hürde im Alltag sind oft Mentalitätsunterschiede zwischen Kampagnen-Macher und den Fundraiser.

Die engere Kooperation bei digitalen Projekten bietet viele Chancen. Das zeigt sich auch in meinem Interview mit Online-Fundraiser Kevin Luximon. Ich habe selbst mit Kevin bei Amnesty International Schweiz zusammengearbeitet und schätze seine Professionalität wie Offenheit für Campaigning-Ansätze.

Im Interview fürs Fundraiser-Magazin spricht er über die Herausforderungen und sein Praxiserfahrung im Online-Fundraising, die sich in einem Satz zusammenfassen lässt: «Wer im Netz spendet, spendet mehr.»

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Campaigning, Medien, Social Media

Community-Kampagnen auf Social Media: Erfolgsfaktoren aus der Praxis

Das Zauberwort heisst Community. Unternehmen und Organisationen setzt auf den viralen Mitmach-Effekt von Social Media, um hohe Reichweite zu erzielen, bestehende Kontakte zu binden und neue Zielgruppen anzusprechen. Aber wenn alle eine Community haben, wie bleibt man selbst auf Social Media relevant und sichtbar?

In meinem Workshop am Campaigning Summit Zurich 2014 untersuche ich die Mechanik und Dramaturgie von Community-Kampagnen. Was sind die Erfolgsfaktoren, um Unterstützer zielgerichtet und effizient einzubinden? Was sind die neuen Spielregeln der «culture of sharing» im Netz? Hier die Wokrshop-Slides aus der Campaigning-Praxis.

Meine Ausgangsthese war folgende: «Der Blick auf die eigene Community verzerrt unsere Wahrnehmung und setzt falsche Ziele für die Präsenz auf Social Media.»

Die zehn Erfolgsfaktoren für Online-Campaigning mit Social Media habe ich in einem weiteren Blog-Beitrag veröffentlicht.

 

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Campaigning, Medien, Social Media

Campaigning Summit Zurich 2014: 10 Erfolgsfaktoren für Community-Kampagnen

Das Zauberwort heisst Community. Unternehmen und Organisationen setzt auf den viralen Mitmach-Effekt von Social Media, um hohe Reichweite zu erzielen, bestehende Kontakte zu binden und neue Zielgruppen anzusprechen. Aber wenn alle eine Community haben, wie bleibt man auf Social Media relevant und sichtbar?

In meinem Workshop am Campaigning Summit Zurich 2014 untersuche ich die Mechanik und Dramaturgie von Community-Kampagnen. Was sind die Erfolgsfaktoren, um Unterstützer zielgerichtet und effizient einzubinden? Was sind die neuen Spielregeln der «culture of sharing» im Netz? Hier eine Preview mit zehn Erfolgsfaktoren.

1. MUT ZUR LÜCKE

Jedes Anliegen ist zu komplex, um in ein paar Worten erklärt zu werden. Bei der Komprimierung aufs Wesentliche gehören Informationsverluste dazu, um kurze und griffige Botschaften zu entwickeln. Denn eine Kampagne ist nie besser als ihre Headline.

2. OHNE BILDER LÄUFT NIX
«Youtube speaks louder than words.» Nur Bilder oder Clips garantieren, dass Kampagnen überhaupt im News-Strom wahrgenommen werden. Attraktives visuelles Material ist zudem ein Erfolgsfaktor, dass Informationen nicht nur konsumiert, sondern auch geteilt werden.

3. PING PONG-SPIEL MIT DEN MEDIEN
Ohne Online-Medien, keine Reichweite: Nur Medien erreichen die kritische Masse, die es braucht, um eine Kampagne viral zu verbreiten. Bereits vor dem Start sollten Medienschaffende an Bord geholt werden.

4. ALLES AUF EINE KARTE SETZEN
Für Kampagnen im Netz gilt die simple Regel: «Peak it or leave it». Entweder gelingt es eine Welle anzuschieben oder die Kampagne geht unter. Dafür müssen Ressourcen gebündelt und möglichst alle Kanäle zeitgleich bedient werden (E-Mail, Medien und Social Media).

5. WUNDERTOOL E-MAIL
Trotz Hype um Social Media bleibt die E-Mail DAS wichtigste Mobilisierungstool. Newsletter erlauben es, zeitgleich zehntausende Menschen zu informieren und zwar persönlich in ihrem eigenen Posteingang. So wird die Nachricht auch tatsächlich gesehen.

6. KICK-OFF AM WOCHENENDE
Aus Erfahrung funktionieren Newsletter am späteren Sonntagnachmittag besonders gut. Viele Menschen lesen zu dieser Zeit ihre privaten E-Mails oder haben Zeit auf Facebook zu stöbern.

7. TWEET-WOLKE AM MONTAG
Der Kampagnenstart lässt sich effizient mit Twitter flankieren. Zwitschern Sie frühmorgens, wenn die Menschen zur Arbeit unterwegs sind. Tweets sind offen sichtbar für alle und verbreiten sich blitzschnell – im Gegensatz zu Posts auf Facebook. Zudem erreichen Sie über Twitter die aktivsten News-Junkies, die im Nachrichtenstrom nach Perlen tauchen.

8. PENALTY VERSENKEN
Planung ist gut, Spontaneität besser: Fast in jeder Kampagne gibt es unvorhersehbare Ereignisse, die für zusätzliche Reichweite Gold wert sind. Die Herausforderung besteht darin, innerhalb kürzester Zeit beispielsweise auf Medienberichte zu reagieren.

9. IM GEGENWIND COOL BLEIBEN
Nicht jedes Lüftchen auf Facebook und Twitter führt zu einem Shitstorm. Kritische Reaktionen auf Kampagnen sind kein Grund zur Beunruhigung, sondern ein Zeichen für hohe Reichweite, die auch «anders denkende» Menschen erreicht.

10. NIEMALS AUFGEBEN
Kampagnen bleiben – trotz guter Planung – immer auch Glücksache. Insbesondere Online-Medien bleiben unberechenbar. Gelingt es nicht, eine Kampagne am ersten Tag auf die Frontseite zu hieven, nicht verzagen und am Telefon Medienschaffende abklappern.

PS: Dieser Beitrag stützt sich auf meinem Referat am Fundraising Tag 2014 in München. Im Workshop am Campaigning Summit erzähle ich mehr über meine Social-Media-Learnings aus der Social Media-Kampagne zur Gripen-Abstimmung.

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Campaigning, Social Media

BREAKING: Ueli Maurer gesteht Gripen-Niederlage ein

«Facebook hat uns zum Absturz gebracht», erklärte Bundesrat Ueli Maurer an der Pressekonferenz in Bern. Update folgt!

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Mehr zur Nein-Kampagne auf Facebook im Blog «Crowd-Campaigning zur Gripen-Abstimmung».

 

 

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